Es sind schon zwei Monate vergangen, seit ich in England bin, und trotzdem erlebe ich jeden Tag Neues. Eine besondere Neuigkeit: Seit einer Woche darf ich allein Medikamente geben!
Außerdem hatten wir „Half-Term“, das bedeutet, dass manche Residents während dieser Zeit bei ihren Familien waren. Dadurch war unser Alltag entspannter: Wir haben später angefangen, da es auch kein Morning Gathering im Orchard House gab.
Halloween-Party
Als Co-Worker hatten wir die Aufgabe, die jährliche Halloween-Party zu organisieren. Um 16:30 Uhr holten wir die Residents aus den Workshops ab und brachten sie in das geschmückte Orchard House. Dort konnten sie sich ein Kostüm aussuchen. Es gab viele Hexen, aber auch einige Skelette. Auch wir Co-Worker waren verkleidet – ich war als Kürbis unterwegs und hatte ein Partnerkostüm mit einer Residentin aus meinem Haus.
Wir organisierten Spiele wie Dosenwerfen auf kleine Geister, Kegeln und Eierlauf. Danach spielten wir Stopptanz und tanzten einfach zusammen. Natürlich fehlte es auch nicht an Snacks: Wir hatten Mandarinen, die wie Kürbisse aussahen, geschnitzte Paprikas und eine mit Früchten gefüllte Wassermelone. Außerdem gab es eine Bowle. Zum Abendessen brachten uns die anderen Häuser Breadrolls vorbei.


„Remember, remember the 5th of November”
Kurz nach Halloween findet in vielen Städten in England das Bonfire statt. Dabei wird an den gescheiterten Anschlag von 1605 erinnert, bei dem eine Gruppe von Verschwörern versuchte, den protestantischen König und das Parlament mit Schießpulver in die Luft zu sprengen, um England wieder katholisch zu machen.
Zum Gedenken an diesen Tag gibt es riesige Feuerwerke und Paraden. In Lewes, nicht weit von uns, findet das bekannteste und größte Bonfire in ganz England statt. Neben der Erinnerung an den Gunpowder Plot wird dort auch an eine Gruppe protestantischer Märtyrer gedacht, die zwischen 1555 und 1557 auf Scheiterhaufen verbrannt wurden.
Wir beschlossen, dorthin zu gehen, und kamen gegen 18:00 Uhr an. Kaum angekommen, begegneten wir einer der Paraden: Menschen in „Häftlingskleidung“ marschierten mit Trommeln durch die Straßen, viele trugen Fackeln und Feuer. An der Spitze der Parade liefen 17 Menschen mit brennenden Kreuzen, um an die Märtyrer zu erinnern.


Die gesamte Veranstaltung wirkte sehr anti-katholisch: Überall hingen Plakate mit der Aufschrift „NO POPERY“.
Ziel jeder der fünf Paraden war eines der großen Lagerfeuer.
Wir wählten einen der Lagerfeuerplätze aus und kletterten über einen Zaun, um näher heranzukommen. Auf dem Platz war ein riesiges Lagerfeuer aufgebaut. Die Parade-Teilnehmer warfen ihre Fackeln nach und nach auf den Berg. Kurz darauf begann das Feuerwerk.


Das Feuerwerk war unbeschreiblich: Jedes Mal dachte ich, dass es jetzt zu Ende sei, aber dann wurde es noch beeindruckender. Ich konnte das Grinsen nicht zurückhalten, und als es vorbei war, konnte man nicht wirklich realisieren was gerade passiert ist.
Die ganze Stimmung war einfach großartig, und jeder hatte gute Laune.
