Camphill vs. wir

Letzte Woche hatten wir Besuch von Freunden, die wir auf dem Vorbereitungsseminar kennengelernt haben. Die fünf wohnen in einer Camphill-Einrichtung im Norden von England. Zwar haben sie uns nur für eine Nacht besucht, doch trotzdem hatten wir die Möglichkeit, uns auszutauschen und die Unterschiede zu bemerken.

Camphill und nicht Camphill: der Unterschied

Wichtig: Das sind nur unsere persönlichen Erfahrungen! Dieser Vergleich bezieht sich nur auf zwei Einrichtungen, und natürlich gibt es innerhalb von Camphill viele Unterschiede.

Der größte Unterschied – und der Grund, warum meine Einrichtung kein Camphill ist – liegt darin, dass wir geregelte Arbeitszeiten haben. Es wird darauf geachtet, dass wir diese Zeiten einhalten, und niemand arbeitet durchgehend von 7:30 bis 21 Uhr. Wir haben feste freie Tage, an denen wir nicht arbeiten. Die wenigsten Mitarbeiter wohnen tatsächlich in den Häusern, in denen sie auch arbeiten. Stattdessen leben sie in anderen Häusern, die zur Gemeinschaft gehören, und haben dort ihre eigenen Wohnungen. Trotzdem leben wir alle in einer Gemeinschaft.

In der Camphill-Einrichtung, in der unsere Freunde arbeiten, gibt es dagegen keine festen Arbeitszeiten. Das Prinzip dort basiert eher auf Shared Housing. Die Villager (bei uns: Residents) wohnen zusammen mit den Co-Workern und den Hauseltern in einem Haus. Jede Mahlzeit wird gemeinsam eingenommen, auch wenn man frei hat. Außerdem sind die Häuser viel kleiner, mit jeweils nur drei bis vier Villagern (zur Erinnerung: wir haben bis zu sechs Residents pro Haus). Man lebt also enger zusammen und erhält etwas mehr Unterstützung.

Was wir als „Arbeiten“ bezeichnen, wird dort eher als ein Beitrag zum Zusammenleben verstanden. So kann es sein, dass man an einem Tag 12 Stunden „arbeitet“, es aber nicht als Arbeit wahrgenommen wird.

Nach den Erzählungen unserer Freunde würde ich sagen, dass die Villager in ihrer Einrichtung sehr viel selbstständiger sind und weniger Pflege benötigen als unsere Residents. Sie gehen selbstständig zu den Workshops, die dort viel größer sind.

Unterschiedliche Aufgaben

Dadurch unterscheiden sich auch unsere Aufgaben. Während wir mehr putzen und Pflege leisten und nur selten in den Workshops sind, verbringen unsere Freunde den Großteil ihrer Zeit in den Workshops. Putzen ist bei ihnen die Ausnahme, und sie dürfen gar keine Pflege übernehmen. Trotzdem kochen wir alle.

Gemeinsame Prinzipien

Trotz aller Unterschiede leben wir nach anthroposophischen Prinzipien und richten uns nach Rudolf Steiner. In beiden Einrichtungen wird nachhaltig gelebt und Wert auf die Nutzung regionaler Produkte gelegt.